Wir schreiben den 25. Mai 2024. Es ist so weit. Schon viel zu lange ist es her, dass Sk. Andreas Wulf auf die Mitglieder der Jugendgruppe zukam und den Vorschlag einer damals noch Laser-Regatta mit den inzwischen sechs Jugendbooten dieser Klasse unterbreitete. Doch nun endlich nach mehreren Jahren Pause soll es wieder eine Vereinsmeisterschaft mit Jollen in der SVC geben und zum ersten Mal wird diese in den berühmten olympischen ILCAs (vormals Laser) ausgetragen. An jenem grauen, flauen und verregneten Samstagvormittag trifft sich zu diesem Zwecke eine durch zahlreiche Absagen sehr zusammengeschrumpfte Gruppe von fünf Seglern, einem vierköpfigen Regattaleitungs-Team und wenigen Zuschauern. Schnell ist man sich einig, dass es mehr als fünf Segler braucht, um eine abwechslungsreiche Segelveranstaltung auf die Beine zu stellen und so erklären sich die Sks. Jan Peterson, Lieven Thobaben und Leik Schaare aus dem Leitungsteam bereit, ebenfalls an den Wettfahrten teilzunehmen. Da werden noch schnell ein zusätzlicher Neoprenanzug und das Ölzeug für die zuvor genannten besorgt. Man hilft sich gegenseitig, denn was ist eine Regatta ohne Konkurrenten! Währenddessen wird in der Wettfahrtleitung fleißig mit Zahlen und Namen jongliert und über die Fragen diskutiert, wie viele Boote aufgebaut werden müssen, welche Segelgröße zu wählen ist und wie viele Wettfahrten bei den leichten Winden und der immer flacher werdenden Grimmershörn-Bucht überhaupt realisierbar sind. Es wird entschieden, dass vier Boote der Klasse ILCA 7 (Laserrumpf mit einem ca. sieben Quadratmeter großem Segel, bei Olympia vertreten seit 1996, seit 2008 olympische Einhandjolle der Herren) aufgebaut werden und die nun acht Segler Andreas und Tobias Wulf, Malte Peters, Leik Schaare, Jan Peterson, Tomke Krüger, Lieven Thobaben und Joshua Greyer diese abwechselnd und in verschiedenen Kombinationen bei kurzen, aber zahlreichen Wettfahrten segeln sollen.
Von den insgesamt sechs vereinseigenen ILCAs werden, dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten in Windeseile drei aufgebaut. Tobias Wulf, der sein eigenes Boot mitgebracht hat, kommt als ehemaliges Mitglied der Jugendabteilung schnell mit den aktuellen Mitgliedern ins Gespräch und sofort beginnt das Fachsimpeln über diese und jene kleine Neuheit, aktuelle und vergessene Tricks, sowie die vielen Dinge, die sich in den inzwischen 54 Jahren der Laser-Geschichte kaum verändert haben, durch großzügigen Umgang mit dem Material werden vier möglichst leistungsstarke und ebenbürtige Boote zusammengestellt, die sich jedoch in Alter und Ausstattung gerade noch so weit unterschieden, dass so mancher vielleicht schon darauf hofft, eigene Fehler auf die Qualität des Bootes schieben zu können. Es sollte sich natürlich durch das regelmäßige Durchtauschen der Boote herausstellen, dass man mit einem neuen Boot genauso gut letzter werden kann, wie mit einem alten und auch ein alter Laser als erster durchs Ziel geht, wenn die Leistungen des Seglers stimmen und natürlich hat am Ende des Tages trotzdem jeder seine eigenen Präferenzen, doch dazu gleich mehr.
Pünktlich zum passenden Wasserstand ist eine kleine Flotte bestehend aus den vier ILCAs, dem SVC-Trainer-Schlauchboot, der Gerda M als Startschiff und dem Börteboot Freya mit Jugendwart Henrik Peters am Steuer und einer kleinen Gruppe von Zuschauern an Bord in Richtung der Grimmershörn-Bucht unterwegs.
Hier angekommen packen alle mit an, um in kürzester Zeit die Bahnmarken für einen Up-and-Down-Kurs mit einer Start und Ziel-Kreuz auszulegen. Da beginnt Sk. Björn Falldorf auf dem Startschiff auch schon in einer beeindruckenden One-Man-Show mit den Flaggen zu jonglieren und pünktlich zum ersten Start kommt die Sonne hinter den Wolken hervor und es beginnt eine spannende Serie abwechslungsreicher Wettfahrten, in denen von den Seglern von wirklichem Leichtwindsegeln bis hin zu vollem Ausreiten bei den kleineren und leichteren Teilnehmern alles gefordert wird. Bei zahlreichen Winddrehern und den wechselnden Strömungsverhältnissen müssen auch taktische Fähigkeiten und Entscheidungsfreude bewiesen werden. Auf diese Weise entwickeln sich nach kürzester Zeit in der freundschaftlichen, aber konzentrierten Atmosphäre aufregende Kämpfe um die beste Position und freien Wind, durch welche selbst auf dem Börteboot die kurzen Regenschauer kaum wahrgenommen werden. Schnell wird klar, dass besonders Jugendobmann Malte Peters mit beinahe makelloser Technik und der meisten Erfahrung im ILCA, Andreas Wulf durch radikale taktische Entscheidungen und Jan Peterson, der bei präzisem Steuern immer wieder geschickt die Grenzen des Regelwerkes ausreizt einen Anspruch auf Podiumsplätze erheben. Doch auch sonst ist niemand abgeschlagen und es entwickeln sich knappe Wettfahrten voller Platzwechsel, in denen jeder bereit ist, die kleinste Nachlässigkeit eines Gegners ausnutzen. Ein jeder versucht an seine Grenzen zu gehen und so bleiben Kenterungen und Strafkringel nach Bahnmarkenberührungen nicht aus. Wer gerade nicht segelt, unterstützt die Wettfahrtleitung auf dem SVC-Schlauchboot.
Viel zu schnell gehen die Wettfahrten auf diese Weise vorbei und zurück im Hafen bauen die Segler noch ab, als das Publikum schon dem Grillgut einheizt, dass wie die Getränke von Andreas Wulf gespendet wurde. Während die Wettfahrtleitung noch über den finalen Platzierungen brütet, wird beim Essen fleißig analysiert und spekuliert. Niemand kann genau sagen, wer welchen Platz erreicht hat und so sind für den ein oder anderen die Ergebnisse, welche nun von Björn Falldorf bekannt gegeben werden, durchaus überraschend. Den ersten Platz erreicht Malte Peters, der beinahe jede Wettfahrt gewann und Andreas Wulf, der eindrucksvoll beweisen konnte, dass er keinesfalls auf seine Avanti angewiesen ist, um irgendwo ganz vorne mitzusegeln, ist an Punkten gleichauf mit Jan Peterson. Da dieser jedoch die letzte Wettfahrt gewonnen hatte, erreicht er den zweiten und Andreas Wulf den dritten Platz. Alle drei Sieger werden mit einer glanzvollen Trophäe geehrt, welche ebenfalls Sk. Andreas Wulf zu verdanken sind. Die gesamten Ergebnisse lauten wie folgt:
- Malte Peters
- Jan Peterson
- Andreas Wulf
- Joshua Greyer
- Lieven Thobaben
- Tomke Krüger
- Tobias Wulf
- Leik Schaare
Nach der Siegerehrung klingt der Nachmittag bei Gesprächen und Getränken aus. Alle sind sich einig, dass man solche Vereinsmeisterschaften häufiger durchführen muss, aber dann mit mehr Booten, Seglerinnen und Seglern oder auch mehr Publikum.
Bis dahin gilt der besondere Dank der Teilnehmer, Gäste und der Jugendgruppe Björn Falldorf, Jan Peterson und Leik Schaare, die sowohl die nicht geringfügige Organisation im Vorfeld anführten, als auch einen reibungslosen Ablauf auf dem Wasser ermöglichten und Andreas Wulf, der nicht nur das Sponsoring der Preise, Getränke und des Grillgutes übernahm, sondern der mit seiner Idee und der anschließenden Persistenz die Regatta überhaupt erst ins Leben rief.
//Text: JG / Bilder: LS